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Erholsamer Schlaf hilft beim Sport

Die Teilnehmenden am «Talent Treff Tenero» setzten sich an einem Workshop mit dem Thema Schlaf und Spitzensport auseinander. Wir haben mit dem Workshopleiter Dr. Albrecht Vorster gesprochen, um mehr über seine Forschungen zur Thematik zu erfahren und ihn um Tipps für Sportlerinnen und Sportler zu bitten.

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Foto: Tina Ilieva

Training und Schlaf: zwei ganz verschiedene und scheinbar gegensätzliche Begriffe. Neben Ernährung und Bewegung ist Schlaf die dritte allgemeine Säule der Gesundheit. Zudem ist eine gute Schlafqualität essenziell für die sportliche Leistung. Es verwundert also nicht, dass der Schlaf auch im Camp 3T ein Thema war. Gemeinsam mit seinen Kollegen war Dr. Albrecht Vorster bereits zum vierten Mal im CST zu Gast, um die Ergebnisse seiner Forschungen den Schweizer Nachwuchstalenten und ihren Trainerinnen und Trainern vorzustellen. Seine Studien belegen, dass Schlafprobleme häufig sind. «Schlafprobleme sind im Profisport genauso verbreitet wie in der Allgemeinbevölkerung», erklärt Dr. Albrecht Vorster. «Einer von vier Athleten leidet daran.» Sie zeigen sich in Form von Schlaflosigkeit, Schnarchen, Albträumen oder dem Restless-Legs-Syndrom. Was bedeutet dieses Syndrom? «Die Betroffenen verspüren einen inneren Drang, die Beine zu bewegen, und zwar hauptsächlich am Abend und in der Nacht, wenn sie zur Ruhe kommen wollen – oft nach anstrengenden Trainingseinheiten», erläutert Dr. Vorster.

Warum viele Athletinnen und Athleten schlecht schlafen
Die Studien des Schlafforschers am Inselspital Bern weisen auf drei sportbezogene Faktoren für die Schlafstörungen von Athleten hin: Reisen, Wettkämpfe und Trainings. Häufig nehmen Sportlerinnen und Sportler an Wettkämpfen im Ausland teil. Lange Reisen in weit entfernte Länder, ein anderes Schlafumfeld und der Jetlag stören den Schlaf. Auch die Nervosität vor einem Wettkampf und ungünstige Trainingszeiten spielen eine wichtige Rolle. «Wenn Jugendliche, die am morgen früh aufstehen, um zur Schule zu gehen anschliessend spätabends um 21 oder 22 Uhr trainieren, ist das nicht gut», erklärt Dr. Vorster. «Ein Spättraining geht zulasten der optimalen Schlafdauer und bringt mitunter keine Leistungsverbesserung. Zudem erhöht Schlafmangel die Verletzungsgefahr.»

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Foto: Tina Ilieva

Teil der Trainingsplanung
Der Schlaf sollte von Trainerinnen und Trainern in der Trainingsplanung fest berücksichtigt werden. «Dabei geht es nicht um die Privatsphäre oder eine persönliche Entscheidung der Athletin oder des Athleten», erklärt Dr. Vorster. «Ruhe- und Schlafzeiten sollten ebenso geplant werden wie Essenszeiten.» Regelmässige Schlafzeiten sind wichtig und fördern die Schlafqualität. Doch wie können wir eine gute Schlafroutine entwickeln? «Vor dem Schlafen sollten wir kleinen Ritualen folgen und immer dasselbe zur gleichen Zeit tun. So schaffen wir einen Rhythmus und zeigen dem Körper, wann es Zeit zum Schlafen ist», erklärt Dr. Vorster. «In der Schlafberatung vermitteln wir Gedanken-Stopp-Techniken, um das Grübeln zu vermeiden und zeigen auf, wie wir ein angenehmes und beruhigendes Schlafumfeld schaffen können.»

Die Rolle des Spezialisten
Allgemeinärzte werden nicht in Schlafmedizin ausgebildet. «Schlafprobleme lassen sich gut behandeln, aber ein Besuch bei der Hausärztin reicht häufig nicht», erklärt Dr. Vorster. Er rät den Nachwuchstalenten, die Schlafqualität ernst zu nehmen und sich auch bei scheinbar geringfügigen Beschwerden an eine Spezialistin oder einen Spezialisten zu wenden: «Schon die Behandlung von leichtem Schnarchen kann 2–3 % mehr Leistung bedeuten, die im Wettkampf entscheidend sein können.»

Text: Tina Ilieva

Bibliografie

  • Schredl, M., Erlacher, D. & Vorster, A. (2022). Schlaf und Wettkämpfe bei jungen AthletInnen. Somnologie, 26, 239–243. https://doi.org/10.1007/s11818-022-00382-4
  • Vorster, A., Erlacher, D., Barrazoni, F., Hossner, E. J., & Bassetti, C. (2022). Schlafprobleme im Leistungssport. Swiss Med Forum, 22(1112), 198-203. https://doi.org/10.4414/smf.2022.08941

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Dr. Albrecht Vorster studierte Biologie und Philosophie an der Universität Freiburg und hat in Tübingen zu Gedächtnisbildungsprozessen im Schlaf promoviert. Er ist Leiter des Swiss Sleep House am Inselspital Bern und führt Forschungen mit dem Ziel durch, den Schlaf der Spitalpatienten und Athletinnen zu verbessern.


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