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Wind in den Segeln

Marco Mutti ist am CST für das Wassersportzentrum verantwortlich. Als ausgebildeter Schreiner hat er seit seinem Eintritt 1987 zahlreiche Aufgaben übernommen, wie die Einrichtung verschiedener Gebäude oder die Verwaltung des Sportmaterials. Mit leuchtenden Augen spricht er über seine 35 Jahre im CST.

CST Ritratto del personale Marco Mutti
Foto: Ralph Heksch

Marco, wie bist du im CST «gelandet»?
Marco Mutti:
Ich habe ein paar Jahre als Schreiner gearbeitet. Dann habe ich eines Tages in der Zeitung gelesen, dass das Jugendsportzentrum neue Mitarbeiter sucht und habe mir gesagt: Warum soll ich es nicht probieren, ich bin doch auch ein Sportler!». So habe ich mich beworben und ein paar Monate später wurde ich eingestellt. Meine erste Aufgabe war die Neueinrichtung des Gebäudes Mezzodì nach Abschluss der Renovierungsarbeiten, gemeinsam mit meinem Kollegen Alberto Berta. Danach habe ich verschiedene Aufgaben übernommen, wie beispielsweise die Organisation des Lagers, in dem wir das Sportmaterial aufbewahren. Ich war für die Abgabe des Sportmaterials an die Gruppen sowie für die Rücknahme zuständig. Ich forderte Offerten an, beaufsichtigte die Einkäufe, wartete die Sportanlagen und führte Schreinerarbeiten aus. Mit den Jahren wuchs nicht nur das Team, sondern auch meine Sportbegeisterung. Ich habe mit dem Segeln angefangen und so kam der Wunsch auf, mich um die Boote des CST zu kümmern.   

Wie kommt ein passionierter Schreiner zum Wassersport?
Durch Zufall. Sportbegeistert war ich schon immer: Schon als Kind habe ich mit Judo angefangen, doch als Erwachsener kam irgendwann der Punkt, an dem mir dieser Sport nichts mehr gab, und umgekehrt er mir auch nicht. So probierte ich Aikido und war sofort Feuer und Flamme! Noch heute bin ich Präsident und Instruktor im Aikido-Club und nehme regelmässig an Aktivitäten teil.  Als ich Zwanzig war, frönte ich dem Deltafliegen, musste aber aus gesundheitlichen Gründen damit aufhören. Noch heute träume ich davon. Doch das Element, das mir am meisten bedeutet, ist das Wasser. Zugang zum Wassersport bekam ich im CST. Vor vielen Jahren hat das Zentrum eines Tages seine ersten sechs Laser-Segelboote gekauft. Vom ersten Tag an kümmerte ich mich um sie, trug sie zum Strand und liess sie ins Wasser gleiten. So kam es, dass ich eines Tages auf den See hinaussegelte, zuerst allein, später mit einem Instruktor, der mir die Grundlagen des Segelsports beibrachte. 

CST Ritratto del personale Marco Mutti
"So kam es, dass ich eines Tages auf den See hinaussegelte, zuerst allein, später mit einem Instruktor, der mir die Grundlagen des Segelsports beibrachte" (Foto: Ralph Heksch).

Was empfindest du dabei?
Den Wind in den Segeln eines Bootes zu spüren und über den See zu gleiten ist ein wunderbares Gefühl. Wie beim Deltafliegen versuche ich auch beim Segeln, den Wind optimal zu nutzen und das bestmögliche Segelmanöver zu wählen, um das Boot zu steuern. Ich bin aus Locarno und am Lago Maggiore aufgewachsen. Bei der Arbeit sehe ich ihn jeden Tag. Ich liebe diesen See. Er hat einen speziellen Zauber.

Somit hast du den Aufbau des heutigen Wassersportzentrums aus nächster Nähe verfolgt?
Ja, das Wassersportzentrum wurde 1993 eröffnet; damals hatte ich den Segelsport bereits entdeckt. Zu Beginn wurden die Boote in einem grossen Zelt am Strand gelagert. Mit der Zeit gab es immer mehr Boote und immer weniger Platz. So entstand die Notwendigkeit, ein neues Lagerhaus zu bauen, um alle Boote unterzubringen. In dieser Zeit habe ich meine Ideen zur Umsetzung und Organisation des heutigen Wassersportzentrums eingebracht. Da stets mehr Material zur Verfügung stand, begeisterten sich die Gäste des CST immer mehr für den Wassersport − insbesondere unsere Landsleute auf der anderen Seite des Gotthards. Ich habe immer wieder neue Disziplinen vorgeschlagen und die Leitung des CST hat mich dabei voll und ganz unterstützt.

Die Aktivitäten des Wassersportzentrums sind sehr beliebt. Woran liegt das?
Der Ort ist ideal, ebenso wie die Anlagen und unsere Ausrüstung. Unser Zentrum bietet eine breite Auswahl von Segelbooten wie Laser und Katamaran bis hin zu Kanus, Kajaks, Windsurf-Boards und SUP. Der Erfolg unseres Wassersportzentrums beruht auch auf unseren Dienstleistungen. Wir bereiten die Boote für die Gruppenverantwortlichen vor, so dass sie nur noch einzusteigen brauchen. So können die Teilnehmenden mehr Zeit auf dem Wasser verbringen. 

CST Ritratto del personale Marco Mutti
"Den Wind in den Segeln eines Bootes zu spüren und über den See zu gleiten ist ein wunderbares Gefühl" (Foto: Ralph Heksch)

Welches sind deine wichtigsten Aufgaben als Verantwortlicher des Wassersportzentrums?
Ich bin für die Wartung, die Funktions-Kontrolle und die generelle Sicherheit der Wassersportausrüstung, des Bootsstegs und der Motorboote zuständig. Jeden Morgen konsultiere ich den Wetterbericht und die Vorhersagen für den Tag. Sobald die ersten Gruppen eintreffen, informiere ich die Leitenden über die Wasserbedingungen, die Windverhältnisse, den Schiffsverkehr auf dem Lago Maggiore und die Sperrzonen. Dann erkläre ich ihnen, wie das Lager funktioniert und welche Sicherheitsregeln beachtet werden müssen. Ich zeige Ihnen beispielsweise, wie sie die Schwimmweste anziehen müssen. Meistens werden meine Empfehlungen korrekt umgesetzt, was mich sehr freut. Nach der Aktivität sind die Leitenden und Gruppen jeweils dankbar für unsere Tipps und unsere Unterstützung.

Warst du auch schon an Rettungseinsätzen dabei?
Lebensrettungen aus Notlagen habe ich noch nie gemacht. Aber ich habe ab und zu Gäste, die von einem plötzlichen Wetterumschwung überrascht wurden, vom See geholt. In den letzten Jahren gab es allerdings immer weniger solche Fälle. Das liegt daran, dass wir uns etwas mehr Zeit nehmen, um die Leiterinnen und Leiter über die Regeln und unsere Sicherheitsmassnahmen zu informieren. Solch ungeplante Abstecher auf den See sind riskant, weil es gerade in den Sommermonaten zu plötzlichen Wetterumschwüngen kommen kann. Die Gruppen können so in heftige Gewitter oder Sturmböen geraten.
Einmal fuhren einige Gäste des CST mit einem Kanu auf den See hinaus, ohne uns vorher zu konsultieren. Zu Beginn war das Wetter gut, aber kurze Zeit später begann sich der Himmel zu verdunkeln und ein Sturm brach los. Unser Personal machte sich auf den Weg, um die Verunglückten in Minusio einzusammeln, da der Wind sie bis dorthin abgetrieben hatte. Sie zitterten vor Kälte und einige waren sehr verängstigt. Es kommt auch vor, dass die Außentemperaturen angenehm sind, das Wasser aber kalt ist. In einem Fall kenterte das Boot einiger älterer Gäste. Sie konnten nicht mehr an Bord klettern. Wir griffen schnell ein und als wir sie retteten, zeigten sie Anzeichen von Unterkühlung. Einer von ihnen stand ausserdem unter Schock und lachte immer wieder! Wären wir nicht präsent und aufmerksam gewesen, hätte das Schlimmste passieren können.

Gab es besondere Ereignisse?
Einmal gingen ein paar Gäste des CST auf Kanutour, ohne uns zu informieren. Am Anfang war das Wetter gut, doch wenig später zogen Wolken auf und ein heftiges Gewitter brach los. Die Dienstverantwortlichen gingen auf die Suche nach ihnen und fanden sie schliesslich in Minusio. So weit waren sie vom Wind abgetrieben worden. Sie zitterten vor Kälte und hatten einen ziemlichen Schreck bekommen. Manchmal herrschen angenehme Luft-, aber kühle Wassertemperaturen. Einmal ist ein Boot mit zwei älteren Gästen gekentert. Sie schafften es nicht mehr an Bord zurück. Obwohl wir ihnen schnell zu Hilfe kamen, waren sie bereits leicht unterkühlt. Einer der beiden stand unter Schock und lachte hysterisch. Ohne unser sofortiges Eingreifen hätte dieser Vorfall ein böses Ende nehmen können.

Möchtest du den Jugendlichen, die aufs Wasser wollen, ein paar Tipps geben?
Der wichtigste Ratschlag ist, sich vor der Aktivität einen Moment Zeit für ausführliche Informationen und Instruktionen mit uns, den Verantwortlichen des Wassersportzentrums, zu nehmen. Bei diesem Briefing erhalten die Leiterpersonen alle Informationen zu der Funktionsweise des Wassersportzentrums und zu unserer Materialauswahl. So sind sie optimal für die Gruppenaktivität vorbereitet und können sie erfolgreich durchführen. Ich wiederhole immer wieder, dass auf dem See Gefahren drohen. Es ist wichtig, sich über das Wettergeschehen und die herrschenden Bedingungen zu informieren. Mangelnde Kenntnisse können rasch zu gefährlichen Situationen führen. Ein paar Minuten mehr an Land, um sicher zu sein, dass optimale Bedingungen für einen Bootsausflug herrschen, sind ein Garant für Spass und Sicherheit auf dem See. 

Text: Althea Crincoli


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